Kirchgemeinden Neukirch & Steinigtwolmsdorf

Glocken für Neukirch - Nachbetrachtung

Neue Glocken in Neukirch

2014 wurde in Neukirch ein neues Geläut geweiht. Hier finden Sie noch einmal einige bewegende Momente dieser sehr bewegenden und auch nachhaltigen Zeit in unserer Gemeinde in Wort und Bild.

Neukirch braucht neue Glocken
..... und alle helfen mit
Glocken sind Teil des geistlichen Lebens einer Kirchgemeinde. Sie rufen täglich zu Andacht und Gebet. Sie begleiten bei Freud und Leid, bei Taufen, Trauungen und zu Beerdigungen. Ihr Klang ist uns allen bekannt und mit vielen Erinnerungen verbunden. Die Neukircher Geläute haben eine wechselvolle und auch schmerzliche Geschichte. In beiden Weltkriegen wurden die Glocken entgegen ihrem geweihten Zweck für den Krieg missbraucht, wurden vom Turm geholt und eingeschmolzen. Aus den Rufern für Gottes Frieden wurden durch frevelnde Menschenhand todbringende Waffen. In der schweren Nachkriegszeit sammelte die Neukircher Gemeinde das Geld für neue Glocken. Das jetzige Geläut besteht aus 4 Stahlgussglocken. Seit 60 Jahren verrichtet es seinen Dienst - aber bald wird es nicht mehr erklingen können. Der Rost hat in den Jahren das Material so angegriffen, dass die Sicherheit beim Läuten nicht mehr gegeben ist. Auch sind die Stahlglocken zu groß und zu schwer für unseren Kirchturm. So stehen wir heute hier Lebenden in der Pflicht, für ein neues Geläut zu sorgen - aus gutem Material und in der richtigen Größe für unseren Turm.
Pfarrer Holger Windisch, Christoph Krause (aus dem Covertext der CD)

 

Glockenguß am 27.06.2014

Liebe Vereinsmitglieder!
Am vergangenen Freitag, 27.6., wurden in Karlsruhe in der Glockengießerei Bachert unsere vier neuen Bronzeglocken   gegossen. Mit einem Bus  fuhren 38 Leute aus Neukirch und Ringenhain, Wehrsdorf und Dresden früh um fünf los. Nach störungsfeier Fahrt kamen wir gegen 13 Uhr in Karlsruhe an. Wir wurden freundlich empfangen, Kaffee und Gebäck standen für uns bereit.  Vier weitere ehemalige Neukircher kamen dort noch hinzu. In zwei Gruppen erklärte uns Frau Bachert den Werdegang eines Glockengusses und die umfangreichen Klangstrukturen dieses Instrumentes. Ein informativer Film vertiefte das Thema. Um 15Uhr 15 war es dann so weit, wir wurden in die Gießhalle geführt. Die Tore wurden geschlossen, Hitze und Rauch umgaben uns. Im ölgeheizten Schmelzofen hatte die Bronze nun ihre Gießtemperatur von 1040 Grad erreicht. Ein kurzes Gebet, dann gab der Meister mit dem Ruf "In Gottes Namen"  den Auftrag zum Anstich. Wuchtige Hammerschläge durchschlugen das Spundloch, und rotglühend schoß der Bronzestrahl in den ersten Kanal. Frau Bachert verlas dazu mit ruhiger Stimme, für welche  Gemeinde die Glocke gegossen wird, wie schwer sie sein,  in welchem Ton sie erklingen und welche Zier sie tragen wird. Dies wiederholte sich sieben mal. Für Neukirch wurden vier Glocken gegossen, für Kochstedt  in Sachsen-Anhalt zwei und für eine spanische Gemeinde eine. Nach 20 Minuten versiegte der Bronzefluß. Meister Bachert trat nach vorn auf die Arbeitsbühne. " Der Guß ist ordnungsgemäß verlaufen. Alle Formen sind richtig gefüllt. Ich erwarte ein gutes Ergebnis, doch mit Sicherheit kann dies erst nach dem Abkühlen in etwa drei Wochen gesagt werden." Nach Gebet und Segen öfneten sich die Tore,  unsere 7 mitgereisten Bläser stimmten  "Großer Gott, wir loben dich" an, und die versammelte Gemeinde sang diesen und zwei weitere Choräle aus dankerfülltem Herzen mit. Ergriffen und bewegt verabschiedeten wir uns von den Glockengießern in Karlsruhe. Der Bus brachte uns in halbstündiger Fahrt in unsere Hotels in Rastadt. Es war gut, an diesem Abend in warmer Sommerluft durch die  badische Stadt schlendern zu können und dabei die Erlebnisse des Tages in vielen Gespräche zu reflektieren. Nach einem Eis beim Italiener war es dann doch genug. Angeblich entlud sich in der Nacht ein heftiges Gewitter, die Pfützen am Morgen liesen mir diesen Bericht glaubhaft erscheinen. Vor der Abfahrt wurden wir Zeugen eines besonderen Ereignisses: Einer der Fahrtteilnehmer erhielt sein Fahrrad aus dem Gepäckfach des Busses gereicht. Damit trat er die Heimfahrt an, aber nicht etwa auf direktem Weg. Nein, die Route führt ihn über Frankreich und Belgien nach Achen. Von da führt ein Radfernweg bis Zittau. In ca. 14 Tagen soll die Strecke bewältigt werden. Wir wünschen eine gute Reise! Die 620 km Rückfahrt teilten wir in Würzburg. Zwei Stunden hatten wir Zeit, um den herrlichen Garten der fürstbischöflichen Residenz zu bewundern. Dann ging es wieder auf das schier endlose Asphaltband der Autobahn. Gegen 18 Uhr war die Heimat wieder erreicht.  Freilich etwas müde, aber glücklich und voller bewegender Eindrücke waren wir wieder zu Hause. Viele dankbare Gedanken gehen einem an so einem Abend durch den Kopf,  einen will ich persönlich nennen. Toni Beck und seine Mitarbeiter haben die Fahrt kurzfristig übernommen und zu einem guten Ende gebracht. Dankeschön! 

Mit herzlichem Gruß Euer Christoph Krause

Glockenweihe 12.10. 2014

Bericht über die Glockenweihe

Sechs Jahre lang hatte ein ganzes Kirchspiel – Neukirch und Ringenhain – auf diesen Tag hingearbeitet. Nun war es endlich so weit. Die Vorbereitungen liefen zügig und planmäßig. Gespannt wurde in den Tagen zuvor der Wetterbericht beobachtet. Die Prognosen wurden immer besser, auch wenn der Blick zum Himmel ihnen nicht recht trauen wollte. Als am Sonnabend der Aufbau um die Kirche begann, verzogen sich die letzten Wolken. Eine stabile Tribüne für die Glocken hatten Gerüstbauer errichtet. Schwerlastpaletten aus dem Maschinenbau bildeten einen festen Belag. Buden für Kaffee und Kuchen, Getränke-und Bratwurststand, ja selbst Toilettenhäuschen wurden aufgebaut. Kabel wurden gezogen, Tische und Bänke hingestellt. Am Nachmittag begann an den Wagenstandorten das Winden der Girlanden. In Ringenhain, im Ober- und im Niederdorf war jeweils ein Startort für einen Glockenwagen bestimmt worden. Diese Pferdewagen standen bereit und wurden vorbereitet. Am Sonntag früh um acht sass ich mit in dem LKW, der die Glocken aus ihrem Versteck in einer großen Werkhalle holte und zu ihren Wagen brachte. Mit dem Ladekran wurden sie behutsam auf die alten Pferdewagen gehoben. Dann kamen die Helfer, um die Festwagen zu schmücken. Bis zu Mittag war dafür Zeit. Dann kamen die Pferde, von ihren Führern bestens herausgeputzt, und natürlich mit ordentlich Hafer versehen, denn etwa eine Tonne Last hatte jedes Gespann zu ziehen. Um eins setzten sich die drei Züge in Fahrt. Zwischen 2 ½ und 3 ½ km waren jeweils bis zur Kirche zurückzulegen. Voraus fuhr ein Polizeiauto, rückwärts sicherte ein Feuerwehrauto den Zug. Immer mehr Menschen schlossen sich den Zügen an. Die Strasse konnte sie bald nicht mehr fassen, der eigentlich nicht gesperrte Verkehr kam zum Stillstand. ¾ 2 kamen die Züge mit der vorausfahrenden Kutsche an der Kirche an. Die ältesten Mitglieder des Glocken-Fördervereins und drei Kinder stiegen aus. Dann rückten die Glockenwagen vor den Turm. Der große Kran, der schon zum Einheben bereitstand, hob jede Glocke vom Wagen auf das Podest. Ein Feuerwehrmann befestigte die Seile und dirigierte den Kran. Ein 40 Bläser starker Posaunenchor blies während des Abladens. Die Gespanne fuhren ab, und der Weihegottesdienst begann. Die Wege und Wiesen rings um die Kirche standen voller Menschen. Nach der Predigt wurde jede Glocke angehoben und mit einem lange, kräftigen Lärchenstamm dreimal angeschlagen. Die kleine Glocke schlug eine 99-jährige Frau zusammen mit zwei Kindern an. Für dieses älteste Gemeindeglied war es die dritte Glockenweihe, die sie miterlebte. An die Große Glocke schlugen Pfarrer und Bürgermeister gemeinsam an, ein schönes Symbol für ein gutes Miteinander auch bei Gewaltenteilung. Kirchenchor und Kinder sangen, zu jeder Glocke sagten Kinder Gedichtstrophen auf, und nach jedem Anschlagen wurde ein passender Vers gesungen. Gegen ½ 4 war die Weihe beendet, das fröhliche Fest nahm seinen Lauf. 80 Kuchen wurden mit vielen Litern Kaffee genossen, 500 Bratwürste waren bald alle und mußten ergänzt werden. Und über allem zogen leichte Federwolken dahin – der Tag hätte nicht schöner sein können. Das beliebteste Fotomotiv war vor der Glockentribüne. Darauf hatten wir auch die große tönerne Spendenglocke gestellt, die dann auch reichlich gefüttert wurde. Über 1000 € haben wir später gezählt, dazu zwei Umschläge mit zusammen 800 €. Pfarrer Briesovsky bekam dann einen Anruf von der Polizei mit der freundlichen Frage, wie viele Besucher denn da seien. Der Polizeihubschrauber hatte gezählt: 2300 Leute bewegten sich im Bereich der Kirche. Damit hatte wir nie und nimmer gerechnet. Alles blieb friedlich und fröhlich, man sah rundum strahlende Gesichter. Mit Eintritt der Dämmerung verlor sich das Gewimmel, nur die geschmückten Glocken blieben auf ihrem Podest, von einem Scheinwerfer angestrahlt. Zu ihrer Sicherheit hielten drei Feuerwehrkameraden Nachtwache, bis am Montagmorgen die Handwerker kamen, um die Glocken einzuheben. Nun packte der große Kran richtig zu. Mühelos schwebten unsere Neuen hinauf in ihr schön vorgerichtetes zu Hause in 26m Höhe. Wieder war viele Zuschauer und auch der Posaunenchor dabei. Wir alle hier hoffen, dass diese Glockenstube die nächsten 500 Jahre ihr Domizil bleiben möchte. Nun sind die Maurer dabei, das aufgebrochene Schall-Loch zu schließen. Um die Glocken herum errichten Zimmerleute den neuen eichenen Glockenstuhl. Die Geläutbauer werden sie bald darin aufhängen und die Antriebstechnik einbauen. Am 1. Advent werden die Glocken dann ihren Dienst in unserer Gemeinde mit dem ersten Läuten aufnehmen.
Es war ein langer, machmal beschwerlicher Weg bis hierher. Die Freude über diesen Schatz, den unsere Gemeinde nun ihr eigen nennen darf, läßt aber alle Mühen verblassen. Gott halte seine schützende Hand über dieses Dorf und seine Glocken. Er kann Menschenherzen durch ihren Ruf so anrühren, dass bleibender Segen daraus erwächst. Darum wollen wir IHN für uns und unsere Nachfahren bitten.

Der Glockenförderverein

Neukirch, am 15. Oktober 2014

Dank an Gerald Bär für dieses bewegende Foto

Film zur Glockenweihe

Unser Kirchgemeindemitglied Bernhard Mühlisch hat die wichtigsten Etappen ebenfalls gefilmt und die Filme ins Netz gestellt. Dankenswerterweise hat er hier die Links zur Verfügung gestellt:

Glockenguß: Glockenguß in Passau
Glockenabnahme: Glockenabnahme bells decrease
letztes Läuten: The Last Bell in Neukirch
Glockenweihe: Film von der Glockenweihe
Sternfahrt der Glocken,

erstes Läuten: Film vom ersten Läuten

Nacht der Kirche: Night of the Church

Herzlichen Dank